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Coface stuft Österreich in seiner Länder-Risikobewertung herab

 

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Montag, 11. Juli 2022 – Österreich bekommt in der neuen Länder-Risikobewertung ein A3-Rating – das ist eine Stufe unter der bisherigen A2-Bewertung. Der Agrar- und Lebensmittelsektor sowie die Branchen Chemie, Bau, Metall und Energie wurden von „medium risk“ auf „high risk“ gesetzt. Inflation, Zurückhaltung bei den Konsumenten und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges werden als wesentliche Faktoren genannt.

Im Rahmen seiner jüngsten, vierteljährlich erscheinenden Risikoanalyse für Länder und Branchen stufte der Kreditversicherer Coface Österreich von A2 auf A3 herab.

Die „Business Defaulting Risk“-Skala ist achtstufig: Sie umfasst die Stufen A1 („sehr niedriges“ Ausfallsrisiko) bis A4 sowie B, C, D und als höchste Stufe E („extremes“ Ausfallsrisiko).

„Hohe Inflation, zurückhaltende Konsumenten und sinkende Exporte – sowohl die Ausläufer der Corona-Pandemie als auch die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts wirken sich derzeit auf die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich aus“, kommentiert Dagmar Koch, Country-Managerin von Coface in Österreich.

Neben einer Inflation, die sich in Österreich „auf ihrem Höchststand seit über 40 Jahren“ befindet und das Konsumverhalten von Privathaushalten dämpft, spielt für die Risikoeinschätzung auch die Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland eine wichtige Rolle.

19 Länder herabgestuft

Neben Österreich hat Coface noch 18 weitere Länder herabgestuft: Deutschland, Frankreich und Spanien etwa von A2 auf A3. Mit Tschechien, Ungarn, Polen und dem UK werden weitere wichtige Partner von A3 auf A4 hinabgestuft. Italien bleibt bei der Bewertung A4.

Für Österreichs westeuropäische Handelspartner sind „vor allem die hohe Inflation sowie die engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Osteuropa“ Grund der Abstufung.

Für die osteuropäischen Exportpartner ist die Abstufung dagegen Folge enger wirtschaftlicher Verbindungen mit Russland: Die EU-Sanktionen, aber auch die Rezession der russischen Wirtschaft, vergrößern das Risiko akut.

Als Verbindungsland zwischen Ost- und Westeuropa bekommt Österreich nun von beiden Seiten die Konjunkturprobleme zu spüren.

Steigendes Risiko im Agrar- und Lebensmittelsektor

Nach Einschätzung von Coface ist das Risiko von Zahlungsausfällen im heimischen Agrar- und Lebensmittelsektor gestiegen: Coface hat die Branche deshalb von „medium risk“ zu „high risk“ herabgestuft. Zur Einordnung: Neben diesen beiden Stufen gibt es noch „low risk“ und „very high risk“.

Allgemeiner Tenor: Russland und die Ukraine nehmen eine wichtige logistische und operative Position in der Versorgung landwirtschaftlicher Güter ein, der Konflikt stellt ein deutliches Wachstumsrisiko (auch abwärts in den Lieferketten) dar und drückt auf die Stimmung.

Besonders deutlich wirkt sich der Anstieg bei Energiekosten und Rohstoffpreisen auf die Risikoeinschätzung energie- und rohstoffintensiver Branchen aus. Die Branchen Chemie, Bau, Metall und Energie wurden ebenfalls von „medium risk“ auf „high risk“ gesetzt.

In der Chemiebranche führt neben den Produktionskosten die Exportsituation zu einem gestiegenem Risiko: Etwa 70 % der in Österreich hergestellten chemischen Produkte werden in das europäische Ausland exportiert. Die Metallbranche befindet sich in einer ähnlichen Situation, gleichzeitig gibt es von Seiten der Auto- und Bauindustrie jedoch eine hohe Nachfrage an Produkten.

Trotzdem geringes Wachstum erwartet

Nicht nur Österreich, auch Exportpartner sind von steigendem Zahlungsausfallsrisiko betroffen, betont Koch. „Dennoch erwarten wir weiterhin Wachstum, wenn auch ein sehr geringes. Die schnell steigenden Inflationsraten werden dadurch voraussichtlich abflachen.“

Die österreichische Wirtschaft ist grundsätzlich gut aufgestellt, die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind voll.

Wichtig ist es, die Situation richtig einzuschätzen und die eigenen Strategien entsprechend anzupassen. Schon während der Corona-Krise haben wir gesehen, dass die österreichischen Unternehmen dazu in der Lage sind und Resilienz beweisen.

 
 

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